Leseprobe:
Wärmflaschen für´s Herz - Josefstal (RosaMaria Daschner)
Leseprobe:
Ich war noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. Schneiderin wollte
ich werden. Schöne Kleider für feine Damen und für mich
anfertigen, war meine Traumvorstellung. Doch es kam anders.
Eine Tante meiner Mutter, Tante Therese, hatte in Josefstal, das
liegt zwischen Schliersee und Spitzigsee, eine Gastwirtschaft mit
Fremdenzimmern, den Gasthof Alpenhof. Weil ihre noch nicht verheiratete
Tochter Maria ein kleines Kind hatte, sie aber im Gastbetrieb mitarbeiten
sollte, suchten sie nach einer Kindsmagd (heute Babysitter).
Tante Therese bat meine Mutter, mich zu sich nehmen zu dürfen. Ich
verstand mich mit meiner Tante recht gut, so willigte ich gerne und frohen
Mutes ein, ausser aufs Büberl aufzupassen, auch mal andere Hotelarbeiten
zu übernehmen, wie Betten in den Gästezimmern zu machen
und wo es nötig sei, mitzuhelfen.
Kaum 14 Jahre alt und ich durfte meine Sieben Sachen packen. Ende Oktober
wurde ich mit Mercedes und Chauffeur von Tante Therese abgeholt. Meine
Sachen hatte ich schon in einem abgwetzten Lederkoffer und einer Persilschachtel
(Plastiktüten gabs noch nicht), zusammengepackt.
Ich paß scho gut auf dei Mäderl auf, hat meine
Tante meiner Mutter versichert. Obwohl ich mich auf meine neue Stelle
freute, bekam ich nun doch arges Herzklopfen. Die aufsteigenden Tränen
schluckte ich tapfer hinunter. Wie Hänschen klein fühlte ich
mich. Noch ein herzliches Umarmen von Mama und ein zartes Winken meiner
kleinen, inzwischen zehnjährigen Schwester, und ich durfte
im Fond Platz nehmen. Beim Durchfahren meines Heimatdorfes winkte ich
heimlich noch allen Häusern zu. In jedem blieb eine Erinnerung zurück.
Es war ein herrlicher Herbsttag, als wir über Wolfratshausen
dort gab es so schöne Geschäfte. Hier wurde ich in der St. Andreas
Kirche gefirmt. Dann kamen wir nach Föhrenwald, (Judenlager
von 1945 bis 1948), Gartenberg, hier wurden die Flüchtlinge ansässig.
Weiter war ich in meinem Leben noch nicht gekommen. Mit Staunen sah ich
die Stadt Bad Tölz, von der hatte ich schon gehört dies
ist ja eine noch größere Stadt wie Wolfratshausen und hat eine
breite Straße! Hier fahren auch so viele Autos! Meine Tante amüsierte
sich über meine Begeisterung und erkärte mir warum Bad Tölz
diesen Namen trägt und noch vieles mehr.
Alles interessant doch ich versank in meine Gedanken was
erwartet mich? Ist das nun der Beginn und Ernst des Lebens? Auf eigenen
Beinen stehn? Werde ich auch zuverlässig und anständig genug
sein, um den Vorstellungen meiner Anvertrauten gerecht zu werden? Viele,
eher trübe Gedanken belasteten mich. Doch meine Frohnatur ließ
mich schnell an was Schönes denken. Ich dachte an das Bübchen,
Hannes Quirin, war er getauft worden, jedoch Hansi genannt. Und ich freute
mich auf ihn!
Wir kamen nach Miesbach. Dort wirst du die Hauswirtschaftliche Berufsschule
besuchen, klärte mich meine Tante auf. Wir kamen durch Schliersee,
von diesem Ort hatte ich auch schon gehört. Und schon erreichten
wir Neuhaus mit dem Bahnhof. Von dort kann man überall hinfahren,
ging es mir durch den Kopf. Noch ganz in Gedanken, tauchte schon das Ortsschild
Josefstal auf. Noch eine Kurve und schon sah ich ihn. Alpenhof stand ganz
groß auf dem Haus, das nun meine Heimat werden sollte. Mein Herz
hüpfte wir sind angekommen!
Als der Fahrer, Herr Schetterle, lautstark hupte, kam Maria mit Hansi
auf dem Arm vor die Tür. Herzlich umarmte sie mich und sagte zu ihrem
Bübchen: Schau, das ist die Rosi, die auf dich aufpassen wird,
und übergab mir ihr Herzstück. Ich verspürte große
Zuneigung zu beiden.
Mit dem Bub auf dem Arm durfte ich in Begleitung meiner Kusine Maria mein
Zimmer betreten. Es gefiel mir sehr gut. Ein eigenes Zimmer, eigener Schrank,
nur für mich allein? In mir stieg Freude und Kraft auf. Ja, hier
mag ich sein.
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