Leseprobe:
Mein Hundeleben (Susanne Christou)
Leseprobe
Der Versuch einer Übersetzung
Dieses Bauchgefühl hatte ich schon, seit ich denken kann. Schon als
Vierjährige bin ich in unserem Dorf bestimmten Hunden aus dem Weg
gegangen. Mit anderen, vermeintlich bissigen Hunde teilte ich die Hundehütte.
Es hat sich eigentlich nichts geändert im Laufe der Jahre meines
Lebens. Das Bauchgefühl welches entsteht, wenn ich einem Hund begegne
ist immer konstant geblieben und genau dieses Gefühl hat mich auch
durch meine Arbeit mit Hunden geleitet.
Dieses Gefühl ist meine verlässliche Verbindung zwischen den
Tieren und mir. Wahrscheinlich eine Art Instinkt. Allerdings in einer
besonderen Tiefe. Es ist wie ein Dialog. Eine Kommunikation. Tiefes Verständnis
auf Gegenseitig.
Eine Reduktion, eine Fokussierung auf den Kern meines Ichs. Dieses Ich
ist eins mit der Welt der Hunde.
Es ist möglich sich Wissen über Hunde anzueignen oder im Laufe
der Jahre Erfahrung im Umgang mit Hunden zu bekommen. Zu lernen, wann
ein Hund wie reagiert. Aber ich bin der Meinung, dass es nicht erlernbar
ist mit einem Hund in einen Dialog zu treten, eins zu werden mit ihm.
Diese Sprache ist das Fließen der Gefühle. Miteinander empathisch
zu kommunizieren. Nein, das kann man nicht erlernen. Das bekommt man in
die Wiege gelegt. Ich schreibe dieses Buch aus mehreren Gründen.
Zunächst will ich der Welt diese andere Kommunikation übersetzten.
Zeigen, dass ich nur instinktgesteuert und mit Bauchgefühl den Umgang
mit Hunden lebe.
Ich bin kein Hundeprofi. Eine solche Einstufung lehne ich auch strikt
ab. Ich habe nie eine fundierte Ausbildung speziell im Bereich Hundeverhalten
absolviert oder eine entsprechende Prüfung abgelegt.
Ich romantisiere auch nicht den Umgang mit Hunden. Hunde sind und bleiben
Canivoren. Fleischfressende Raubtiere, hoch sozial und in der Lage einen
Menschen schwer zu verletzten. Oft genug habe ich solchen Hunden in die
Augen gesehen und musste betroffen erkennen, dass es verantwortungsvoll
ist, solche Tiere gehen zu lassen.
Und alles was ich in diesem Buch berichte betrifft nur mich. Es ist mein
Seelenbericht, ein autobiografischer. Nicht mehr und nicht weniger.
Eine spezielle Frage treibt mich um. Bin ich alleine auf der Welt mit
meiner Art und Weise mit Hunden zu kommunizieren? Ein weiterer Aspekt
dieses Buch zu schreiben ist, wenn es auch nur eine Person dort draußen
gibt, die sich in meinen Worten aus diesem Buch getroffen fühlt,
wiederfindet, Mut zuzusprechen.
Es fällt mir schwer davon zu berichten. Deshalb schob ich es so
weit hinaus, bis ich wirklich keine Silbe mehr zu Papier bringen kann.
Der Abschied von meiner Arbeit als Tierpflegerin und besonders der Abschied
von meinem Rudel. Der Abschied und das Abwenden aus der Welt der Hunde.
Der Abschied aus meiner Welt. Ein Abkehren von mir selbst.
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